„Ich bin wertvoll – unabhängig von meiner Leistung“ Über die Kraft, Glaubenssätze zu transformieren
Glaubenssätze.
Dieses Wort begegnet mir in meiner Arbeit als Coachin regelmäßig und in meinem eigenen Leben wahrscheinlich noch häufiger. Denn Glaubenssätze sind wie ein inneres Radioprogramm, das unaufhörlich sendet. Manchmal motivierend, manchmal warnend und manchmal blockierend oder einschränkend.
Heute möchte ich einen sehr persönlichen Glaubenssatz mit dir teilen. Einen, der mich lange unbewusst gesteuert hat:
„Nur wenn ich erfolgreich bin, bin ich etwas wert.“
Er klingt vielleicht auf den ersten Blick nach einem klassischen Leistungsantrieb. Doch wenn man genauer hinschaut, steckt da eine starke Verknüpfung zwischen Selbstwert und äußerer Anerkennung dahinter. Ich habe jahrelang danach gelebt. Habe funktioniert, Leistung gebracht, Ergebnisse vorgewiesen. Und ja, ich war erfolgreich. Aber innerlich blieb oft ein leises Gefühl von „Nicht genug“.
Denn sobald der Erfolg ausblieb oder einfach mal eine Pause nötig war, kam die Unsicherheit: Bin ich dann noch wertvoll?
Heute arbeite ich aktiv daran, diesen Glaubenssatz umzudeuten.
„Ich bin wertvoll – unabhängig von meiner Leistung.“
Das ist kein einfacher Prozess, aber ein unglaublich befreiender. Ich lerne, mich auch in den Phasen ohne Hochleistung anzunehmen und darin liegt große Kraft.
Gerade die neue Selbstständigkeit triggert diesen alten Satz fast täglich neu. Denn Erfolg entsteht nicht über Nacht, er darf wachsen. Aber egal wo ich gerade stehe:
Es ändert nichts daran, dass ich wertvoll bin. So wie ich bin.
Ein zweiter Glaubenssatz, der mich tief geprägt hat, lautet:
„Du darfst keine Fehler machen.“
Wenn mir ein Fehler passiert, spüre ich das sofort körperlich: ein heißer Schauer, Anspannung, Scham. Dieses Muster begleitet mich schon lange. Es stammt nicht nur aus äußeren Quellen, sondern hat sich vor allem durch mein eigenes starkes Konkurrenzdenken entwickelt. Der Drang, immer besser zu sein, keine Fehler zu machen, stammt nicht nur von außen, er ist tief in mir verwurzelt. Ich habe gelernt: Nur wer keine Fehler macht, wird wahrgenommen und gesehen.
Auch die Schule verstärkte diesen Gedanken: Fehler wurden rot markiert, statt Fortschritte zu betonen. Später wählte ich mir ein Hobby, das zum Leistungssport wurde, sechsmal Training pro Woche, alles getaktet. Fehler? Nicht vorgesehen. Noch dazu Klavierunterricht, es ging wieder darum abzuliefern. Irgendwann wurde mir alles zu viel und ich zog die Reißleine. Ich schmiss den Sport und den Klavierunterricht mit 16.
Heute weiß ich: Dieser Satz ist nicht die Wahrheit. Er ist ein gelerntes Muster und ich darf es bewusst durchbrechen.
In meinen Coachings arbeite ich genau mit solchen inneren Sätzen.
Denn Glaubenssätze sind nichts anderes als Gedanken, die wir unzählige Male gedacht haben so oft, dass wir sie für unumstößlich halten.
Ich begleite meine Klientinnen dabei, diese Gedanken zu erkennen, zu hinterfragen und neu zu deuten. Besonders wirksam finde ich dabei:
Visualisierung (Wie sieht mein Leben ohne diesen Glaubenssatz aus?)
Affirmationen (z. B. „Fehler sind zum üben da und ich kann etwas Neues lernen“)
Wiederholung – denn neue Denkbahnen brauchen Zeit, um sich zu etablieren
und natürlich „The Work“ von Byron Katie, die mit ihren vier Fragen tiefe Aha-Momente möglich macht.
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Eine Klientin kam mit dem tief verankerten Glaubenssatz „Ich bin zu viel.“ Sie hatte oft das Gefühl, mit ihrer Energie, ihrer Präsenz oder ihrer Meinung andere zu überfordern besonders in beruflichen Gruppen. Wir haben diesen Satz gemeinsam hinterfragt:
Ist das wirklich immer wahr?
Welche Erfahrungen stehen dahinter?
Was könnte die positive Absicht dahinter sein?
Und vor allem: Dient mir dieser Satz – oder steht er mir im Weg?
Am Ende konnten wir diesen inneren Satz umdeuten in:
„Ich habe so viel Energie, dass ich andere mitnehmen kann.“
Aus einem „Zuviel“ wurde ein Geschenk, eine Ressource, die Verbindung und Inspiration schafft.
Natürlich tragen wir auch stärkende Glaubenssätze in uns.
Ein Beispiel, das mir besonders am Herzen liegt, kommt aus meinem Familienalltag:
Als meine Kinder in die Krippe kamen, hatten beide mit der Eingewöhnung zu kämpfen. Sie sind eher zurückhaltend und brauchten Zeit, um Vertrauen aufzubauen.
Also haben wir ein kleines Morgenritual entwickelt:
„Ich bin mutig und stark!“ – laut ausgesprochen und mit Bodybuilder-Pose untermauert.
Es war ein Spiel und gleichzeitig ein starkes inneres Bild.
Nach einigen Wochen habe ich beobachtet, wie sie diesen Satz auch in anderen Situationen für sich selbst nutzten. Und ich hoffe, dass er ihnen noch lange erhalten bleibt.
Fazit: Wir sind nicht unsere Gedanken, wir haben die Wahl diese zu beeinflussen.
Glaubenssätze wirken.
Manche tragen uns. Manche halten uns klein.
Die gute Nachricht: Wir können sie erkennen, reflektieren und transformieren.
Frage dich:
Welcher Glaubenssatz hat mich lange geprägt?
Wo hat er mich unterstützt und wo limitiert?
Was möchte ich heute neu glauben, über mich und meinen Weg?
Denn echte innere Freiheit beginnt, wenn du erkennst:
Du darfst entscheiden, was du glauben willst. Befreie dich von deinen Gedankenfesseln.